Immer nur Banff & Co.: Rankings der kanadischen Sehenswürdigkeiten sind ja so voraussagbar! Ich habe Euch deshalb einmal meine ganz persönlichen Top Tens zusammengestellt. Den Anfang machen die kanadischen Nationalparks. Macht Euch auf ein paar Überraschungen gefasst ..
Inhaltsverzeichnis
- 1 1. Waterton Lakes National Park (Alberta)
- 2 2. Gros Morne National Park (Newfoundland & Labrador)
- 3 3. Grasslands National Park (Saskatchewan)
- 4 4. Forillon National Park (Québec)
- 5 5. Yoho National Park (BC)
- 6 6. Point Pelee National Park (Ontario)
- 7 7. Kootenay National Park (BC)
- 8 8. Kluane National Park (Yukon)
- 9 9. Nahanni National Park Reserve (NWT)
- 10 10. Jasper National Park
- 11 Mehr Infos über die genannten National Parks findet Ihr hier:
1. Waterton Lakes National Park (Alberta)
Warum? Weil dieser Abschnitt der kanadischen Rocky Mountains die schönste Anfahrt besitzt, die man sich nur vorstellen kann! Zunächst aus der flachen Endlosigkeit der Prärie in die weitläufige Hügellandschaft der Foothills. Wo sich die Landschaft hebt und senkt, als atme hier Mutter Natur. Bis sie plötzlich die Luft anhält, weil eine riesige, scharf gezackte Wand in Sicht kommt, so lang, dass sie sich nach Norden und nach Süden im Dunst verliert. Und weil die Straße geradewegs auf diese Wand zuhält – auf ein gewaltiges Felsentor mit einer Anhöhe darin, von dem aus das schöne alte Prince of Wales Hotel über die lang gestreckten Waterton Lakes hinweg tief in die alpine Wildnis hinein schaut. Und weil die Berge in diesem Abschnitt graziler wirken als die wuchtigen Klötze im Banff National Park (nichts gegen Banff!). Und weil, na klar, die Wanderwege hier zu den besten überhaupt zählen!
2. Gros Morne National Park (Newfoundland & Labrador)
Warum? Weil er bei mir bleibende Eindrücke hinterlassen hat. Beim ersten Mal schüttete es wie aus Eimern. Dann hörte der Regen plötzlich auf, als habe jemand den Hahn zugedreht. Der Himmel riss auf, die Sonne kam durch, und erst da sah ich, wo ich war: in einer urweltlichen, vor Feuchtigkeit dampfenden Kulisse, mit den Tablelands und ihrem Hunderte Meter senkrecht aufragenden Felsenplateau zur Linken und den Green Gardens, die mit ihren Tümpeln und Wäldchen aussahen wie ein überdimensionaler Golfplatz, zur Rechten. Ich fuhr rechts heran, nahm einen kleinen Trail zu einem dieser Tümpel und sah dort einen riesigen Elchbullen im Wasser stehen .. Seitdem bin ich immer wieder zurückgekehrt. Als sei die Welt gerade erst erschaffen worden, so fühlen sich die Fjorde, Bays und Buchten dieses Parks an. Die Aussichten sind – natürlich . erste Sahne. Vom Gros Morne über das grüne Meer der Gipfelkuppen zum Western Brook Pond. Von Norris Point über die Bonne Bay nach Woody Point und den gleich dahinter aufragenden Tablelands .. und .. und .. wow!
3. Grasslands National Park (Saskatchewan)
Warum? Weil die Gespräche im Auto verstummen angesichts von so viel Vakuum. Weil dies das letzte ursprüngliche Grasland in Kanada ist. Die ersten Europäer nannten es “Meer aus Gras”, bis heute steht man bis zu den Hüften darin und sieht der sanften Dünung zu, die der Wind durch das Gras treibt. Weil man hier die Wölbung des Horizonts sieht, die Linie, wo Himmel und Erde miteinander verschmelzen. Und weil man vom Parkranger nur eine handgeschriebene Skizze bekommt, wenn man etwas tiefer in den Park vordringen will. Was sich dann in etwa so liest. “Parken Sie 2,8 km hinter dem Parkeingang. Steigen Sie in südöstlicher Richtung die enge Falte hinab, die in das Timmons Coulée führt .. “ Wenn ich in den Grasslands bin, fühle ich mich wie Kevin Costner alias Der mit dem Wolf tanzt. Grasbedeckte Täler, sog. “Coulées”, mesaähnliches Hochland, Buttes und Hoodoos: Es gehört nicht viel Fantasie dazu, Sitting Bull und seine Sioux-Krieger vorbei reiten zu sehen .. :)
4. Forillon National Park (Québec)
Warum? Weil dieser Park am östlichsten Ende der Gasp-Halbinsel für mich das schönste Ineinander von Land, Meer und Himmel in Kanada bietet. Wälder aus Zedern, Kiefern und Pappeln, Schwarzbären, Elche und Biber, lärmende Seevögel-Kolonien in den Steilküsten und fantastische, den Klippenrändern folgende Wanderwege, von denen aus man mit etwas Glück tief unten die Umrisse von Walen sieht: Forillon, nicht groß und gut erschlossen, ist ein erhebendes Stückchen Wildnis. Auch meine Lieblingsaussicht im Osten Kanadas befindet sich hier: Vom hölzernen Aussichtssturm auf dem Mont-Saint-Alban hat man den besten Rundumblick im Osten .. :)
5. Yoho National Park (BC)
Warum? Weil ich jedes Mal, wenn ich auf dem Trans Canada Highway durch diesen Park in den Rockies fahre, den Kopf in den Nacken legen muss und laut “Wow” sage. Und weil ich damit in bester Gesellschaft bin, denn “Yoho” bedeutet auf Cree nichts anderes als .. ja, genau das :)! Die meisten der über 20 Dreitausender des Parks scheinen direkt an der Straße zu stehen. Am Kicking Horse Pass ist das Tal so eng, dass es spätnachmittags schon wieder dunkel wird. Ich mag den Park auch deshalb, weil ich jedes Mal etwas erlebe. Einmal, auf dem steilen Weg zu den Takkakaw Falls, blieb ein langer Camper in einer der Haarnadelkurven stecken. Toll, wie die Kanadier der deutschen Familie aus dem Schlamassel halfen. Ein anderes Mal habe ich junge Hiker aus Polen und Frankreich mitgenommen. Mit deren Geshcichten aus dem Backcountry verging die Zeit bis Lake Louise wie im Flug. Und beim Paddeln im Emerald Lake wäre ich einmal fast über Bord gegangen .. Yoho!
6. Point Pelee National Park (Ontario)
Warum? Weil dieser Park in mancherlei Hinsicht extrem ist. Beispielsweise ist er nur 15 qkm groß und liegt am südlichsten Punkt Kanadas. Auf einer pfeilförmig in den Lake Erie ragenden Halbinsel und auf gleicher Höhe wie Nord-Kalifornien. Und hat deshalb eine Vegetation, wie sie sonst erst viel weiter südlich vorkommt: Sykomoren, Walnussbäume, rote Zedern, ein echter Dschungel, der bei mir immer wieder geografischer Amnesie auslöst und am Nordrand ein herrliches, bepaddelbares Schilfgebiet. Die größte Attraktion des Parks sind die Vögel. Weil er auf einer der großen Vogelfluglinien Nordamerikas liegt, ist Point Pelee der beste Ort für Vogelbeobachtung in Kanada. Allein während der Nordwanderung im Frühjahr werden hier bis zu 350 Vogelarten gezählt. Ich bin zwar kein Birdwatcher, aber es ist schon toll, so viel buntes Federvieh im Geäst zu sehen .. :)
7. Kootenay National Park (BC)
Warum? Weil die Touristenströme weiter nördlich fließen, in Banff, auf dem Icefields Parkway, in Jasper. Der Kootenay National Park hat alles, was diese Parks auch haben: spektakuläre Dreitausender, heiße Quellen, interessante Geologie, tolle Aussichten und Wahnsinns-Trails (zu meiner Geschichte über die Region hier entlang: https://out-of-canada.olehelmhausen.de/kootenay-rockies-ruf-der-wildnis/). Vor allem hat er vor seinen Toren etwas, was die anderen nicht haben: echte Städtchen und Bergnester mit echten Einheimischen anstatt künstlicher Resorts mit zugewanderten Dienstleistenden. Nur eines von vielen Beispielen: Fernie, die alte Bergarbeitersiedlung zu Füßen der Lizard Range, mit einer coolen, von Frontier-Architektur gesäumten Main Street, kleinen Shops und ein paar Outfitter-Läden. Mein Lieblingsort in der Gegend: die Lussier Hot Springs und die abenteuerliche Whiteswan Forestry Rd. dorthin!
8. Kluane National Park (Yukon)
Warum? Weil hier alles noch größer, noch wilder, noch schwerer erreichbar ist. Der Kluane National Park ist ein einziger Superlativ. Das fängt bei der Anfahrt an. Von Whitehorse führt kein geringerer zum Park als der Alaska Highway, die Roadtrip-Legende schlechthin. Der Augenblick, an dem die im Juni noch schneeweißen Viertausender der St. Elias Monuntains in Sicht kommen, ist allein die ganze Anreise wert. Für Hikes im Park hatte ich bislang keine Zeit. Ich möchte aber jedem ans Herz legen, in Haines Junction einen einstündigen Rundflug über diese grandiose, komplett straßenlose Bergwelt zu buchen. Ich erlebte diese alpine Wildnis von der halben Größe der Schweiz an Bord einer 35 Jahre alten Cessna 206. Wir schaukelten über riesige Gletscher, die aussahen wie zweispurigen Freeways, und, in 3000 m Höhe, um makellos weiße Bergmassive herum. Es war einfach – unvergesslich (zu meiner Geschichte über den Park hier entlang: https://out-of-canada.olehelmhausen.de/kanada-fuer-ueberflieger-der-kluane-national-park-von-oben/).
9. Nahanni National Park Reserve (NWT)
Warum? Weil .. wo ich schon mal beim Thema Anfahrt bzw. Anreise bin: In den straßenlosen Park hinein geht es nur per Wasserflugzeug oder Kanu. Warum also? Weil allein der Anflug von Ft. Simpson aus so spektakulär ist und kurz vor dem Ziel sogar einen Tiefflug über die gewaltigen Virginia Falls enthält, dass man nicht böse wäre, wenn der Trip bereits nach der Wasserung wieder zu Ende wäre. Das Herzstück des Parks ist der South Nahanni River. In der Rafter-Community gilt er als Paradies: Man schiebt die Gummiflöße unterhalb der Virginia Falls ins Wasser und treibt eine Woche lang durch vier spektakuläre Canyons mit bis zu 1200 m hohen Wänden (meine Nahanni-Geschichten gibt´s hier: https://out-of-canada.olehelmhausen.de/nahanni-national-park-reserve-ein-tag-in-strassenloser-wildnis/ und https://out-of-canada.olehelmhausen.de/rafting-mit-wow-effekt/). Rafting the Nahanni, Kanada im XL-Format: Besser geht´s nicht!
10. Jasper National Park
Warum? Ja, warum eigentlich? Und warum überhaupt auf dem 10. und nicht, wie in sonstigen Rankings immer üblich, auf dem ersten oder zweiten Platz? Zunächst einmal, weil der Ort Jasper vom Shopping-Overkill à la Banff – relativ – verschont geblieben ist. Weil, zumindest möchte ich das glauben, die Leute, die nach Jasper kommen, vor allem Wildnis sehen wollen und nicht nur einkaufen und feiern im Sinn haben (hier gibt´s übrigens mein Video vom Icefields Parkway im Winter: https://www.youtube.com/watch?v=FmcAkexNACI). Und weil der Maligne Lake mein absoluter Lieblingssee in den kanadischen Rockies ist – selbst wenn es hier voll wird im Sommer, und weil mir dann der Medicine Lake genug Auslauf bietet. Und weil ich dort bereits zwei Mal Wölfe am Ufer gesehen habe .. :)
Mehr Infos über die genannten National Parks findet Ihr hier:
- Waterton Lakes National Park, www.pc.gc.ca/eng/pn-np/ab/waterton/index.aspx
- Gros Morne National Park, www.pc.gc.ca/eng/pn-np/nl/grosmorne/index.aspx
- Grasslands National Park, www.pc.gc.ca/eng/pn-np/sk/grasslands/index.aspx
- Forillon National Park, www.pc.gc.ca/pn-np/qc/forillon/natcul.aspx
- Yoho National Park, www.pc.gc.ca/eng/pn-np/bc/yoho/index.aspx
- Point Pelee National Park, www.pc.gc.ca/eng/pn-np/on/pelee/index.aspx
- Kluane National Park, www.pc.gc.ca/eng/pn-np/yt/kluane/index.aspx
- Nahanni National Park Reserve, www.pc.gc.ca/eng/pn-np/nt/nahanni/index.aspx
- Jasper National Park, www.pc.gc.ca/eng/pn-np/ab/jasper/index.aspx
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