Die vierte Woche meines Roadtrips durch British Columbia und Alberta! Die Höhepunkte jagen sich, seit Tagen bin ich auf einem Dauer-High.
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Eine Traumstraße, so unbekannt wie ihr Namensgeber
Der Highway 11 führt durch Rocky Mountain House nach Saskatchewan Crossing am Icefields Parkway. Er ist auch als David Thompson Highway bekannt – benannt nach dem großen britisch-kanadischen Geografen, der um 1800 den größten Teil des Nordwestens kartografierte. Fünf Millionen Quadratkilometer. Im Alleingang. In fast 25 Jahren.
Während meiner Tage als Gast der Aurum Lodge an der 11 geht mir Thompson öfters durch den Kopf. Verglichen mit ihm waren die viel berühmteren Amerikaner Lewis und Clark Touristen. Trotzdem kennt ihn heute sebst in Kanada kaum noch jemand. Irgendwie typisch kanadisch, hier wird für Helden und andere große Persönlichkeiten nie auf die Pauke gehauen. Und mit dem nach ihm benannten Highway verhält es sich ebenso. Zwischen Nordegg und dem Icefields Parkway hält die 11 in Sachen Panorama locker mit dem weltberühmten Icefields Parkway mit. Trotzdem ist sie kaum mehr als dessen ungerühmter Zubringer.
Aurum Lodge: Die perfekte Basis für Touren ins Hinterland
Mir kann das nur recht sein. Ich genieße die grandiose Abwesenheit von Shops, Restaurants und Menschentrauben in vollen Zügen. Alan und Madeleine, die Schweizer Besitzer, sind aufmerksame und zugleich unaufdringliche Gastgeber. Ihre Lodge liegt ein Stück ab vom Highway, in einem lichten Wäldchen hoch über dem Abraham Lake. Die Bergwelt hier im Bighorn Country ist spektakulär, und der lang gestreckte See nicht weniger türkisfarben als der Lake Louise. Selbst in der Hochsaison ist es hier alles andere überlaufen.
Bis zum Banff National Park sind es nur 45 Kilometer. Dazwischen liegt nur alpine Wildnis, rau, leer, unerbittlich. Infrastruktur ist Fehlanzeige. Auch deshalb ist die Aurum Lodge, ein schönes, von Alan und Madeleine gebautes Holzhaus mit sechs geräumigen Gästezimmern und drei separaten Ferienwohnungen, “off the grid”, also netzunabhängig. Sonnenkollektoren und Windmühlen sammeln die Energie zur Gewinnung von Elektrizität. Holz und Weiss dominieren die Einrichtung. Bunte Tagesdecken sorgen für Farbtupfer, den Stil könnte man skandinavisch einfach nennen.
Wandern nach Skizze
Morgens zeichnet mir Alan eine Skizze von der Umgebung und trägt darauf seine Lieblingsspots ein. Tagsüber „hake“ ich sie ab. Ich wandere in den weitläufigen Kootenay Plains, hike mit Alans Bärenspray im Gürtel – und trotzdem wachsam – bis zu den Siffleur Falls im Backcountry und besuche seine Lieblingsstellen an der 11. Kurz vor einer Kurve finde ich einen Baumstumpf (s.o.), von dem aus ich eine Stunde lang den Blick auf den North Saskatchewan River genieße und nach Bären Ausschau halte. Später beoachte ich Elche neben der Straße und genieße den Sonnennuntergang von der lodgeeigenen Bank hoch über dem herrlichen Abraham Lake. Abends erklären mir Alan und Madeleine ihr Haus.
Die Aurum Lodge ist nämlich eines der ersten Passivhäuser im Westen. Komplett energieautark, eine echte Pionierleistung in diesem Teil der Welt. “85 Prozent unseres Verbrauchs wird aus Sonnenenergie bestritten”, sagt Alan, “im Durchschnitt verbrauchen wir in unseren drei Gebäuden täglich 24 Kilowattstunden. Wenn man das mit dem Verbrauch eines einzigen nordamerikanischen Durchschnittshaushaltes vergleicht, der bei 34-35 Kilowattstunden liegt, ist das nicht schlecht, oder?” Zudem helfen dreimal dickere, perfekt isolierte Wände, große, mehrheitlich nach Süden ausgerichtete Fenster und ein überhängendes Dach Energie sparen. Umweltbewusste Gäste mögen das. Ich auch. Vor dem Zubettgehen gehe ich noch mal zur Bank über dem See und schaue einfach. Keine Lichtverschmutzung über den Rockies, einen solchen Sternenhimmel habe ich zuletzt als kleiner Junge gesehen. Wieder ein Augenblick, den ich nicht vergessen werde ..
Mehr über diesen Teil der kanadischen Rocky Mountains erfahrt Ihr hier
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