In Nordamerika wird Geschichte gern so vermittelt: Dörfer und manchmal sogar ganze Städte werden detailgetreu nachgebaut und mit kostümierten Schauspielern bevölkert. Diese stellen, wenn man Glück hat, auch noch verbürgte Charaktere nach, sodass es der Besucher mit „echten“ Missionaren, Pelzhändlern und Indianerhäuptlingen zu tun bekommt. In Deutschland wird dies belächelt. Hier dagegen ist es akzeptiertes Infotainment.
Ich jedenfalls finde Barkerville klasse. Die Anfahrt auf dem Hwy. 26 führt durch ein immer enger werdendes Tal, ich sehe Elche und Hochwild und sogar einen Schwarzbären. In den 1860er Jahren war die Stadt westlich von Quesnel in der Cariboo-Region von BC das Zentrum des Cariboo-Goldrausches. Benannt nach Billy Barker, dessen Claim allein über 1000 kg Gold hervorbrachte, lebten hier auf der Höhe des Booms über 5000 Menschen. Und weil hier so viel Edelmetall unter der Erde schlummerte, sah Barkerville gleich mehrere Booms und Busts und wurde erst in den 1930er Jahren aufgegeben. Am Ende versickert der Hwy. auf einem Parkplatz. Ich checke im Besucherzentrum ein und lade meinen Koffer auf einen der bereitstehenden Bollerwagen. Bis zu meinem B&B mitten im Museumsdorf sind es nämlich noch ein paar Meter.
„Das Wellblechdach da drüben haben sie damals verhängt“, sagt James vom Museum. Vor einem Jahr doubelte Barkerville für den Thomas-Arslan-Film GOLD. Darin brechen ein paar deutsche Glücksritter von Kanada aus zu den Goldfeldern am Klondike auf. „Ich habe auch den Barkeeper gespielt und ein paar Sätze gesagt“, schiebt er nach.
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Historic Barkerville als Filmkulisse für GOLD
So richtig stolz ist er allerdings auf andere Fakten. Beispielsweise, dass in Barkerville bei der Jagd auf einen flüchtigen Mörder erstmals in der Fahndungsgeschichte moderne Kommunikationstechnologie angewendet wurde: Mit Hilfe der via Telegraf gekabelten Personenbeschreibung konnte der Täter in Vancouver verhaftet werden. Oder dass bei den Gerichtsverhandlungen zum ersten Mal Indianer und Chinesen als Zeugen gegen Weisse aussagen konnten – noch lange danach im Rest Nordamerika keine Selbstverständlichkeit.
Ausser mehreren Dutzend historischer Gebäude, unterhaltsamen Live-Darbietungen und mehreren B&Bs hat Barkerville auch ein paar gute Restaurants und Cafés zu bieten. James, Dirk und ich gehen abends um Chinesen. Dort sitzt man auf 140 Jahre alten Originalstühlen mit abgerundeten Füßen. „Das sind Caribou Tipper“, erklärt Dirk, auch er Barkerville-Angestellter. „Auf denen kippt, wer das Gleichgewicht verliert, leicht nach vorne. Für die Barkeeper war es deshalb leichter zu erkennen, wer einen zuviel in der Krone hatte.“ Neue Einsichten und gutes Essen. Ich kann Barkerville nur empfehlen.
Weitere Infos über Historic Barkerville findet Ihr hier:
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- Historic Barkerville: www.barkerville.ca
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