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French River, Ontario (3): Voyageurs – Die Könige der Wildnis

Halbwilde Gesellen, eitle Weiberhelden. Unzuverlässige Partner, treue Gefährten. Gehorsame Angestellte und freiheitsliebende Weltenstürmer, Prahlhänse und stille Heroen. Die Urteile der Zeitgenossen über die Voyageurs gingen weit auseinander.

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„Shooting the Rapids“ (1879), by Frances Ann Hopkins (1838-1919)

In einem waren sich jedoch alle einig: Die frankokanadischen Paddler vollbrachten damals Leistungen, die niemand sonst schaffte. Von 1780 bis 1820 waren sie das Rückgrat des kanadischen Pelzhandels. Auf der Gehaltsliste der Montréaler North West Company stehend, paddelten sie in großen Kanu-Flottillen quer durch den Kontinent. Sie verbrannten 7000 Kalorien täglich (der Normalverbraucher von heute verbraucht die Hälfte) und schafften bis zu 70 000 Paddelschläge pro Tag. Die 2000 Kilometer von Montréal nach Fort Williams machten sie in sechs Wochen – Handelsbarone transportierende Express-Kanus mit Elite-Paddlern schafften sie gar in 18 Tagen. Ihre Lieder erzählen von Leistenbrüchen und ertrunkenen Kollegen, vom Liebreiz der Indianer-Squaws, von Tod und Teufel und vom Stolz, ein “homme du nord”, ein Mann des Nordens zu sein. Jeden Sommer unternahmen sie den Trip zum “Grand Rendezvous” nach Fort Williams (heute: Thunder Bay).

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„Voyageurs at Dawn“ (1871), by Frances Anne Hopkins (1838-1919)

Nach dem traditionellen Saufgelage mit Indianern und Amerikanern luden sie die wertvolle Fracht in ihre großen Frachtkanus: bis zu vier Tonnen Biberfelle aus dem Norden. Dann ging es heimwärts. Über Dutzende gefährlicher Stromschnellen, ermüdender Portages und über Seen, die groß genug waren, gefährlich hohen Seegang zu produzieren. Die Voyageurs waren Analphabeten. Schriftliches über sie gab es nur von denen, die sie transportierten. Einem dieser Passagiere diktierte ein alter Voyageur ins Tagebuch: “Keine Portage war zu lang für mich. Wo andere Zeit verloren, habe ich stets Zeit gewonnen. Ich konnte paddeln, schleppen und sang fröhliche Lieder selbst bei härtester Arbeit. Niemand wagte mir Befehle zu geben. Ich hatte ein Dutzend Frauen und paddelte schneller als jeder Indianer. Ich hatte viel Geld und habe alles verspielt. Jetzt besitze ich nur das, was ich auf dem Körper trage. Und doch, wäre ich wieder jung, ich würde es wieder tun. Denn es gibt keinen Ort, wo ein Mann mehr Glück und Freiheit genießt als im Indianerland..”

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„Canoes in a Fog“ (1869), by Frances Ann Hopkins (1838 – 1919)

 

Mehr über den French River, die alten Kanurouten und die Männer und Frauen, die sie befuhren, erfahrt Ihr hier:

 

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