Ich werde immer leicht schläfrig, sobald ich an PEI denke. Nicht weil es dort langweilig wäre, im Gegenteil. Ich höre Badeschlappen schlurfen, den Sand am Strand quietschen und den lauen Sommerwind durch die Dünengräser streichen ..
Inhaltsverzeichnis
Nein, ihr seid nicht im falschen Blog!
Und jaha, ihr seid nach wie vor in Kanada! Aber es stimmt: Prince Edward Island verzaubert .. ;) Das Rostrot der eisenoxidhaltigen Erde, das satte Grüne der sanftweichen Hügellandschaften und das Blau des Meeres tun einfach gut. Schon die Vorfahren der Mi´kmaq First Nation haben sich hier entspannt. Sie glaubten, dass der Gott Glooscap, als er die schönsten Orte der Welt malte, seinen Pinsel zuletzt in alle Farben tauchte und „Abegweit“ schuf, die „Wiege auf den Wogen“. Und Lucy Maud Montgomery, PEI´s berühmteste Tochter, beschrieb ihre Insel als ein ruhevolles, grünes Paradies, das auf den Wogen des blauen Meeres treibe. Klingt schon mal prima, oder?
Kanadas Mini-Provinz
PEI ist Kanadas kleinste Provinz. Einwohnerzahl: knapp 160 000 Einwohner und nur halb so groß wie der Jasper National Park! Die halbmondförmige Insel liegt am Südrand des St.-Lorenz-Golf und blickt auf New Brunswick und Nova Scotia. Mit Nova Scotia und Québecs Iles de la Madeleine ist sie durch Autofähren verbunden, seit 1998 gibts die Confederation Bridge nach New Brunswick. Drei, maximal vier Stunden dauert die Fahrt von einem Ende zum anderen. Was einen leicht zu dem Trugschluss verirren läßt, die Insel locker an einem Tag „machen“ zu können .. Ich habe das selbst erlebt: Das entspannte Inselfeeling, die lange Liste herrlicher Strände, die charmanten Provincial Parks und historischen Attraktionen ließen mich auch beim letzten Mal so oft den Fuß vom Gas nehmen, dass ich mir vornahm, beim nächsten Mal doppelt soviel Zeit für PEI einuzuplanen. Hier sind meine (vorläufigen) PEI-Must-Dos für eure nächste Reise durch Atlantik-Kanada!
Prince Edward Island: Charlottetown
Das behagliche Hauptstädtchen hat etwa 50.000 Einwohner. Bequemerweise liegen alle Sehenswürdigkeiten im alten Stadtkern. Dazu gehören vor allem zwei: das Province House, wo 1864 beschlossen wurde (und, berichten Augenzeugen, auch ausgiebig begossen), was ihm den Adelstitel „national historic site“ bescherte, und das illustre Confederation Centre of the Arts ein paar Meter weiter. Dort stellen Künstler von der Insel aus, finden das alljährliche Charlottetown Festival und Live-Events statt. Die umliegenden Alleen bersten vor Kneipen, Restaurants, Galerien, Geschäften. Unbedingt anschauen: die Victoria Row, die im Sommer ihre kopfsteingepflasterte Straße für den Verkehr sperrt.
Roadtripping PEI: Küsten- und sonstige schöne Straßen
Speicher gecheckt und los! Es gibt drei richtige coole „coastal drives“ bzw. Küstentouren. Der 350 km lange North Cape Coastal Drive führt euch – das Meer ist fast immer mit im Bild – durch Gegenden, wo Kuchen aus Meeresalgen gebacken und Häuser aus Flaschen gebaut werden, Akadier und Mi´kmaq First Nations ihre Kulturen pflegen und ein noch arbeitender Leuchtturm in ein Inn umfunktioniert wurde. Der Central Coastal Drive passiert im Süden tolle Aussichten auf die rote Felsenküste der Insel, kommt an der fotogenen Confederation Bridge vorbei und begleitet an der Nordküste ein paar der schönsten Strände. Der Points East Coastal Drive ist jedoch mein Favorit: rund 50 Strände, über 100 gute Restaurants, sechs Leuchttürme, 12 Provinzparks und ein Nationalpark! Wow ..
Apropos Straßen: Im Ostteil der Insel gibt es auch sechs der insgesamt 16 „scenic heritage roads“ der Insel. Darunter werden die roten, vom Asphalt verschont gebliebenen Lehmstraßen verstanden, die bereit Ochsenkarren und Pferdedroschken sahen und auf denen man heute durch bilderbuchähnliche, in den 1920er Jahren hängen gebliebene Landschaften mit grünen Tunnel zuckelt – so dicht ist das Blätterdach der alten Bäume inzwischen!
Strände ..
.. und PEI, das sind Synonyme. Die Insel hat gut 1100 km Küstenlinie. 800 km davon sind Sand- und Badestrände. Jawohl: Badestrände, mit durchschnittlichen Wassertemperaturen zwischen 18 und 20 Grad im August. Unmöglich, die schönsten zu nennen. Ich selbst bin fanatischer Strandspaziergänger und gehe am liebsten so lange am Wasser entlang, bis ich halb in Trance bin und nur noch Wellen, Wind und Möwengeschrei wahrnehme. Das konnte ich am besten hier: Panmure Island PP, Grand Tracadie, PEI National Park, Lakeside Beach und Red Point!
Radfahren
Strände entlangradeln, durch Marschen und grüne Auen, auf alten „heritage roads“ durch verschlafene Nester, in denen General Store und Tankstelle noch die sozialen Mittelpunkte sind: PEI hat solche Routen! Der längste ist der mehrere Tage beanspruchende Confederation Trail von Tignish längs durch die Insel bis nach Elmira. Mit allen Abstechern Richtung Küste misst er gute 450 km. Geschlafen wird in B&Bs und Inns en route. Herrlich!
Land of Anne
Besucher aus Übersee fallen in der Regel nicht auf. Ausnahme: die aus Japan. Überdurchschnittliche viele weibliche Teenager sind darunter, viele mit roter Perücke und Sommersprossen im Gesicht. Sie kommen wegen Anne. Anne of Green Gables. Die sommersprossige, rothaarige Heldin aus den Kinderbüchern von Lucy Maud Montgomery ist in Japan so populär wie Pippi Langstrumpf in Deutschland. In PEI hat sie dafür gesorgt, dass B/B-Betreiber ihrer Gäste aus Nippon auf japanisch begrüßen. Die zieht es vor allem ins Confederate Centre of the Arts, wo „Anne of Green Gable – The Musical“ in der Endlosschleife läuft, und nach Cavendish. Dort steht das Green Gables House. Das Haus gehörte Verwandten und inspirierte die Autorin zu den herzzereissenden Geschichten von dem armen Waisenkind mit dem großen Mundwerk und dem noch größeren Herzen. Heute ist es ein Wallfahrtsort für Anne-Fans aus aller Welt.
Kunst und Kunsthandwerk
Pullover, Handschuhe, Mützen, Schals, Decken und Teppiche einheimischer Schafe und Alpakas. Handgemachte Seife, Glasmalerei, Drucke, Fotos, Skulpturen: Es ist alles hier, in kleinen Töpferwerkstätten, Workshops und Galerien. Mein absoluter Favorit ist nach wie vor Peter Jansons` Dunes Studio Gallery in Brackley Beach. Man kann ihm bei der Arbeit über die Schulter schauen und in seiner Galerie die Arbeit von Künstlern aus ganz Atlantik-Kanada bewundern.
Essengehen
PEI ist Hummer-Himmel. Früher galt der gepanzerte Rambo als Arme-Leute-Essen, wenn er nicht vorher als Dünger auf den Kartoffeläckern endete. Heute gilt er als Delikatesse. Hier sind die „Lobster Shacks“ der Insel gelistet. Ganz besonders empfehle ich die Tour mit einem Lobsterfischer, bei der man die Hummerkäfige selbst an Bord zieht und sein Hummerbrötchen an Bord verzehrt. Als nicht minder leckere Alternative könnt ihr auch an einem traditionellen Mussel & Lobster Shore Boil am Strand teilnehmen. PEI führt zudem den Ehrentitel „Canadas Food Island“. Weil alle frische Zutaten, vom Hummer über Austern, Muscheln und Fisch bis zu Äpfeln und Blaubeeren nicht nur von hier kommen, sondern hier auch von einer neuen Garde höchst kreativer Chefs in einfallsreiche Gerichte verwandelt werden. Die Liste der besten Restaurants, Mikrobrauereien und Destillen findet ihr hier LINK Unbedingt: der Charlottetown Farmers Market!
No Comments